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Lockdown Nachwirkungen, Kriegsbilder, Klimawandel oder Inflationsaengste und Teuerungsaengste

Lockdown Nachwirkungen, Kriegsbilder, Klimawandel oder Inflationsängste und Teuerungsängste

Konstanz, 7. Oktober 2022

»Fortdauernde Verhaltensauffälligkeiten beobachten wir gerade bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen«, fasst der Leiter der Selbsthilfeinitiative #Zwänge, #Phobien und #Depressionen in #Konstanz, Dennis Riehle, die offenkundigen Nebenwirkungen der Lockdown Politik während der Corona Pandemie zusammen: »Waren bei vielen Betroffenen entsprechende Symptome nur von vorübergehender #Natur, wird nun sehr deutlich, dass Home Schooling, Home Office und soziale Isolation bei einer beträchtlichen Zahl von Menschen zu massiven Reaktionen der Seele geführt haben. Wir erhalten nahezu täglich Anfragen von Eltern oder anderen Angehörigen aufgrund in der Epidemie hervorgetretenen Problemen, insbesondere neurotische und affektive Störungen«.

Besorgniserregend sei laut Riehle insbesondere, dass sich die Symptomatik nicht selten manifestiert und bereits chronifiziert hat: »Ritualhaftes Händewaschen, Putzzwänge, Furcht vor dem Verlassen des Hauses oder anhaltende Niedergeschlagenheit mit Zukunftssorgen und Zeichen der Überforderung – das sind die häufigsten Erscheinungen einer seelischen Antwort auf die lange bestehenden Einschränkungen im Alltagsleben der Bevölkerung, die eine freiheitsliebende Gesellschaft nicht ohne hinterlassene Spuren zurücklassen kann. Stattdessen versuchen wir mit stereotypem Handeln und Denken neue Stabilität und Halt zu schaffen, nachdem Verlässlichkeit und Normalität in der #Covid 19 #Krise arg gelitten haben«, erklärt Riehle. Solche Mechanismen des Schutzes und der Abschirmung lenken uns von dem Umstand ab, dass Liebgewonnenes plötzlich weggebrochen ist und unsere vertrauten Alltagsstrukturen nicht mehr greifen: »Wir sind Gewohnheitstiere und haben Schwierigkeiten, uns plötzlich neu anzupassen«.

Der 37 jährige Psychosoziale Berater, der selbst seit mittlerweile über 23 Jahren unter Zwängen, Ängsten und Depressionen leidet, verzeichnet viele Kontaktgesuche von Betroffenen und deren nahestehenden Personen, die sich oft nicht mehr zu helfen wissen: »Die allermeisten Erkrankten waren bis zum Eintritt der Epidemie ohne psychische Diagnosen, deshalb sind für sie solche Nöte neu und bringen viele Fragen mit sich: Wie finde ich einen Therapieplatz? Wer kann mir helfen? Wer diagnostiziert und behandelt? Welche Selbsthilfemaßnahmen gibt es? Was kann die Umwelt tun? Wie gehe ich im Beruf und bei Freunden mit der Krankheit um? Welche Sozialleistungen kann ich beziehen, wenn ich länger ausfalle? Und gibt es Chancen auf etwaige Linderung oder Heilung? Damit befassen sich die Ratsuchenden und wir wollen versuchen, ihnen hierauf möglichst niederschwellige Antworten zu geben«.

Riehle empfiehlt daher, bei Veränderungen von Stimmung, Verhalten und Denkmustern zunächst Kontakt zum Hausarzt zu suchen: »Dort kann eine erste Abklärung folgen, inwieweit es sich um eine verhältnismäßige Antwort der Psyche auf die außergewöhnlichen Umstände der letzten zwei Jahre handelt oder ob bei länger andauernden Beschwerden auch eine Intervention von außen nötig ist. Gespräche mit Angehörigen sind bereits eine große Unterstützung. Familienmitglieder sollten die Betroffenen aber keinesfalls zum Reden drängen oder auf sie einwirken, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese Entscheidung muss im Zweifel aus dem Leidensdruck des Erkrankten selbst erwachsen und ist bei nicht-psychotischen Störungen auch durch Einsichtsfähigkeit möglich«, meint Dennis Riehle.

Er ergänzt hierzu: »Heute sind die vielfältigen beratenden und therapeutischen Optionen zur Behandlung vieler psychischer Erkrankungen so weit ausgereift, dass nahezu immer eine Besserung erzielt werden kann. Es braucht ein multimodales Konzept, welches auf die individuelle Symptomatik des Einzelnen ausgerichtet ist. Wichtig ist dann, Resilienz aufzubauen und durch eine kognitive oder expositorische Herangehensweise während des Lockdowns eingefahrene Mechanismen wieder aufzubrechen und mit verhaltenstherapeutischen und psychodynamischen Verfahrensweisen angemessenes Verhalten und Denken zurückzuerlangen. Daneben ist das Erlernen von Selbstfürsorge und Stressmanagement ganz wesentlich, denn viele seelische Erkrankungen werden durch Anspannung, Überarbeitung oder ungenügende Psychohygiene aufrechterhalten. Nicht zuletzt ist eine externe Sichtweise oftmals sehr hilfreich, um verzerrte Wahrnehmungen oder Überzeugungen zu korrigieren. Gerade die aktuelle Situation des Krieges ruft bei mach Betroffenem zusätzlich panische Ängste hervor, die ebenfalls durch Beratung und Therapie relativiert werden sollten«.

In Bezug auf die fehlenden Versorgungsangebote sagt Riehle: »In der Corona Pandemie haben wir eine weitere massive Zuspitzung der fehlenden Kassensitze erlebt. Die Politik hat eine grundlegende Reform der Bedarfsplanung bis heute verschlafen und stets nur kleine Stellschrauben gedreht, anstatt sich an einen großen Wurf zu wagen. Das rächt sich nun. Allerdings wissen auch viele Betroffene nicht um ihr Recht auf eine Psychotherapie – und welche Angebote und Ansprüche es gibt, über alternative Wege zu einer solchen zu gelangen«. Riehle stellt fest: »Viele der Probleme sind hausgemacht, weil wir es verlernt haben, uns für schlechte Zeiten eine psychische Resilienz aufzubauen. Wir wissen heute nicht mehr, wie wir uns beschäftigen und ablenken können, wenn einmal soziale Kontakte eingeschränkt sind oder Phasen von Quarantäne und Lockdown herrschen. Seelische Widerstandskraft zu erlangen, scheint heute vielen Menschen nicht notwendig, weil sie trügerisch glauben, dass sie von mentalen Schwierigkeiten nicht heimgesucht werden«. Dabei gebe es viele Möglichkeiten zum #Training für psychische Stabilität und das Üben von Gelassenheit.

»Wir sind heute träger denn je, was die Anpassung an neue und ungewohnte Situationen angeht. Gleichzeitig können wir kaum noch eine Minute entspannen, stattdessen muss dauernd Aktion herrschen. Und: Verzicht zu üben, das ist aktuell für viele eine Anmaßung, weil wir unserer Überflussgesellschaft gewohnt sind, grenzenlose Freiheiten ausüben zu können, während wir Demut und Rücksichtnahme zu unnötigen Tugenden erklärt haben«, befindet der #Journalist, und ergänzt zudem: »Wir müssen im sogenannten Betrieblichen Gesundheitsmanagement, an #Volkshochschulen und auf niederschwelligen Wegen vermehrt Angebote unterbreiten, die sich mit der seelischen Fitness von Menschen auseinandersetzen. Dazu gehört auch ein kritisches Hinterfragen von eigenen Glaubenssätzen, denn nicht wenige von uns haben den Kompass für ein sinnerfülltes Leben aufgegeben, weil sie Achtsamkeit verpassen, sich oberflächliche Ziele setzen und in einer Ellenbogengesellschaft und digitalisierten Welt tatsächliche Freundschaften und tiefgehende Verbindungen mit Anderen verloren haben«, meint der Konstanzer Journalist kritisch.

»Nutzen wir die Auszeiten, die uns durch #Covid 19 sicherlich auch in diesem Herbst und Winter neuerlich verordnet werden, doch einmal dazu, uns ganz individuelle Wege zu suchen, statt auf Partys und Discos nur eine schnelllebige Befriedigung unseres Spaßantriebs zu praktizieren, perspektivische und vor allem von Anderen unabhängige Freizeitgestaltung und Bestätigung zu suchen. Unser #Selbstbewusstsein von heute ist nur auf den ersten Blick gewachsen. Tatsächlich aber bricht gerade in vielen Seelen das Gerüst der Eigenverantwortlichkeit zusammen, weil wir nur noch nach glitzerndem Ruhm und zweifelhafter Ehre Ausschau halten, statt auf echte Anerkennung durch das eigene Ich zu setzen. Daneben sollten wir überlegen, ob statt 100 Kontakten im Messenger Dienst vielleicht 5 tatsächliche Beziehungen zu wichtigen Menschen nachhaltiger sind«, so Riehle abschließend.

Die Psychologische Beratung der Selbsthilfeinitiative ist bundesweit kostenlos per E Mail an info@selbsthilfe-riehle.de erreichbar und stellt eine ergänzende Hilfestellung da, die bei Bedarf an fachkundige Stellen vermittelt.

Selbsthilfe Riehle Online

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