Manuela Roßbach ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der »Aktion Deutschland hilft«. Foto: Danetzki, »Aktion Deutschland Hilft«
Unwetter Deutschland: So werden die Spendengelder eingesetzt
Bonn (ots) Nach der enorm positiven Resonanz auf die Spendenaufrufe und den Benefiztag der ARD sowie die Sat1-Gala am vergangenen Wochenende interessieren sich sowohl Spender:innen als auch Betroffene sehr dafür, wie die Gelder, die an das Hilfsbündnis »Aktion Deutschland hilft« gespendet wurden, eingesetzt werden. Der aktuelle Spendenstand für die Hochwasser-Katastrophe beläuft sich auf 100 Millionen Euro. Dazu Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von »Aktion Deutschland hilft« im Interview.
Worin liegt der Vorteil eines Bündnisses wie »Aktion Deutschland hilft«?
Manuela Roßbach: »Das Bündnis ›Aktion Deutschland hilft‹ ist ein Zusammenschluss renommierter deutscher Hilfsorganisationen, die im Falle großer Katastrophen und Notsituationen im Ausland – und in Ausnahmefällen auch in Deutschland – humanitäre Hilfe leisten. Die mehr als 20 Hilfsorganisationen des Bündnisses stehen bei großen Krisen in ständigem Austausch miteinander und bündeln ihre jahrzehntelange Erfahrung. Sie koordinieren ihre Hilfsmaßnahmen in enger Abstimmung und gemäß ihrer Schwerpunkte und Kompetenzen. Das bedeutet wirksamere und schnellere Unterstützung für die Betroffenen. In diesem Hochwassereinsatz sind die Bündnisorganisationen von ›Aktion Deutschland Hilft‹ von der ersten Stunde auch mit den Krisenstäben der Bezirksregierungen in den betroffenen Regionen vernetzt. Die Organisationen haben in den betroffenen Regionen daher den besten Überblick, was der tatsächliche Bedarf der Menschen ist. So können unsere Spendengelder durch die Hilfsorganisationen bedarfsgerecht eingesetzt werden.«
Wer kann Spendengelder für das Hochwasser bei der »Aktion Deutschland hilft« abrufen?
Manuela Roßbach: »Die Spenden, die bei der ›Aktion Deutschland hilft‹ gesammelt werden, können ausschließlich von unseren Bündnisorganisationen abgerufen werden. Dazu melden sie uns die Bedarfe aus den betroffenen Regionen und die Hilfsmaßnahmen, die sie dementsprechend umsetzen wollen. Zu den Hilfsorganisationen im Bündnis, die sich aktuell im Hochwassereinsatz befinden, zählen beispielsweise der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter-Unfall-Hilfe oder der Arbeiter-Samariter-Bund. Die ›Aktion Deutschland hilft‹ zahlt daher keine Spendengelder direkt an Betroffene aus. Dies kann aufgrund der Satzung des Bündnisses und seiner Vereinsstruktur nur mittelbar über die Hilfsorganisationen erfolgen.«
Wie setzen Sie die Spendengelder für das Hochwasser ein?
Manuela Roßbach: »Das Bündnis stellt den Hilfsorganisationen Spenden für die Soforthilfe, die sich anschließende mittelfristige Hilfe und die langfristige Hilfe zur Verfügung. In der Soforthilfe finden weiterhin Hilfsmaßnahmen der Notversorgung statt, wie die Versorgung von Menschen in Notunterkünften mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln. Die Hilfskräfte stellen medizinische Produkte und Verbandsmaterial für Menschen, die sich bei Aufräum- und Reparaturarbeiten verletzen, zur Verfügung. Sie bieten außerdem psychosoziale Dienste für Betroffene und Helfer an und unterstützen bei der Wiederaufbereitung von Trinkwasser. Vielerorts beginnt bereits die mittelfristige Hilfe: ASB, Johanniter und Malteser stellen Bautrockner, Notstromaggregate, Werkzeuge und Räumgeräte zur Verfügung. Diese Hilfsgüter werden den Betroffenen direkt oder auch Freiwilligen-Initiativen vor Ort ausgehändigt. Ebenso wurden durch Hilfsorganisationen einige mobile Krankenstationen errichtet, da Arztpraxen und Apotheken zerstört wurden. Angesichts der Ausmaße der Katastrophe wird der Wiederaufbau Jahre dauern. Die Bündnisorganisationen planen dementsprechend auch langfristige Hilfe, wie die Unterstützung von Menschen, die keine ausreichende Unterstützung aus staatlichen Quellen oder von Versicherungen erhalten. Auch am Wiederaufbau von Altenheimen, Kindergärten, Schulen und anderen sozialen Einrichtungen beteiligen sie sich.«
Haben Sie bereits Spendengelder eingesetzt?
Manuela Roßbach: »Die Hilfsmaßnahmen der ersten Notphase und der aktuellen Hilfe finanzieren die Hilfsorganisationen im Bündnis ›Aktion Deutschland hilft‹ in Vorleistung aus Rücklagen, die sie extra für den schnellen Hilfseinsatz direkt nach einer Katastrophe bilden. Das ist eine übliche Vorgehensweise, denn noch haben wir selbst nicht alle Spenden verbucht. Wir hoffen, dass wir zum Ende dieser Woche die meisten Spenden auf der Bank erhalten haben und erwarten Abrufe für Hilfsmaßnahmen durch die Bündnisorganisationen im Laufe der nächsten zehn Tage.«
Wird es auch Bargeldleistungen für Betroffene geben?
Manuela Roßbach: »Es ist der Wunsch der Hilfsorganisationen, dass Bargeldleistungen und Soforthilfen schnell an die Betroffenen gelangen. Das soll, so es die Landesregularien der Steuerbehörden erlauben, schnell und unbürokratisch möglich gemacht werden. Sicher wird es eine einfache Bedürftigkeitsprüfung geben müssen, denn das Bündnis, wie auch die angeschlossenen Verbände sind als gemeinnützig anerkannt und müssen sich an die damit verbundenen Regeln halten. Alle Bündnisorganisationen befinden sich dafür gerade in der Abstimmung und Koordinierung dieser Maßnahme. Zur Vermeidung von potentiellen Doppelzahlungen an einzelne Begünstigte ist eine zentrale Datenbank in der Planung, mit der man bereits beim Hochwasser 2013 gute Erfahrungen gemacht hat.«
Was müssen die Betroffenen tun, um Bargeldleistungen aus dem Spendentopf der »Aktion Deutschland hilft« zu erhalten?
Manuela Roßbach: »Die Beantragung von nichtstaatlichen Geldern soll es zeitnah auf lokaler und regionaler Ebene auch über die Hilfsorganisationen im Bündnis geben: So setzen jetzt die Landesverbände, Geschäftsstellen und Regionalbüros, zum Beispiel der Arbeiterwohlfahrt als auch des Arbeiter-Samariter-Bundes, Strukturen auf, um zeitnah regionale und lokale Büros in den betroffenen Regionen zu eröffnen, die als Anlaufstelle für Betroffene und die Beantragung von Hilfe dienen werden.«
Die »Aktion Deutschland hilft« ruft als Bündnis deutscher Hilfsorganisationen zu Spenden auf …
Stichwort »Hochwasser Deutschland«
IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30 (Bank für Sozialwirtschaft)
Spendenhotline: (0900) 55102030 (kostenfrei aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk teuer)
Charity-SMS: SMS mit »ADH10« an die 81190 senden (zehn Euro zuzüglich üblicher SMS-Gebühr, davon gehen 9,83 Euro direkt an die »Aktion Deutschland hilft«)
Online spenden unter www.Aktion-Deutschland-Hilft.de