Ökologisch wichtige Gartenbereiche sind Wasserstellen, insbesondere die Ufer sind enorm artenreich. Foto: GPP, VGL NRW
Vom Potenzial des Gartens, Naturraum und Lebensqualitaet vereint
Vom Potenzial des #Gartens, #Naturraum und Lebensqualität vereint
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat aktuell den dritten Band der Roten Liste veröffentlicht. Demnach sind in Deutschland 26,2 Prozent von knapp 6.750 neu bewerteten Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet. Nur bei einigen wenigen Insektenarten haben die Bestände zugenommen, die Rückgänge vieler Arten überwiegen aber deutlich. Als Ursache wird vor allem der großflächige Verlust von naturnahen Lebensräumen benannt. Interessanterweise bieten jedoch Städte und Dörfer aufgrund der Vielzahl unterschiedlichster Flächennutzungen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten vielfältige Lebensräume. Im Anfang #März 2022 vom Umweltministerium NRW vorgelegten ersten Naturschutzbericht Nordrhein-Westfalen heißt es, dass die Arten- und Lebensraumvielfalt im bebauten Raum meist höher ist als in wenig strukturierten Agrarlandschaften. Zu den städtisch geprägten Lebensräumen gehören Bestandteile der grünen Infrastruktur wie beispielsweise Gärten, Friedhöfe, Parkanlagen, Alleen und Teiche. Benjamin Küsters, Landschaftsbau-Unternehmer aus Neuss und Präsidiumsmitglied im Verband #Garten, Landschafts und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW), stellt fest: »Seit einigen Jahren gibt es einen deutlichen Trend zu naturnaher Gartengestaltung. Die Menschen wollen mit ihren Gärten sehr praktisch und konkret dazu beitragen, dass Lebensräume geschaffen werden und fragen uns nach entsprechender Pflanzen und Strukturvielfalt.«
Vielfalt ist pflanzbar
Wenn man ihre Fläche betrachtet, machen private Gärten zwar nur einen relativ geringen Teil der Gesamtfläche im Land aus, aber sie haben eine enorme Bedeutung als Lebensräume für Pflanzen und Tiere und sie sind auch erlebbare Naturerfahrungsräume. Küsters: »Außerdem können sie aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit als Trittsteine für die Vernetzung von Biotopen dienen. Beispielsweise wünschen sich immer mehr Gartenbesitzer, dass zumindest ein Teil des Rasens zu einer Wildblumenwiese umgestaltet wird. Vor allem von naturnahen Wildwuchsflächen profitieren viele Pflanzen- und Tierarten sehr stark.« Andere ökologisch wichtige Gartenbereiche sind Wasserstellen, insbesondere die Ufer sind enorm artenreich, Wildgehölze in Hecken, zu verschiedenen Jahreszeiten blühende Staudenrabatten, #Dach und Fassadenbegrünungen … lebendige Vielfalt kann auch auf kleiner Fläche entwickelt werden und die Summe der vielen kleinen Biotope bietet im hochverdichteten NRW eine große Chance. Küsters: »Es kommt sehr darauf an, welche Pflanzen ausgewählt werden. Wir empfehlen beispielsweise, auf Stauden und Rosen mit gefüllten Blüten zu verzichten, damit ausreichend Pollen- und Nektarlieferanten zur Verfügung stehen. Viele heimische Gehölze bieten Früchte, die bis weit in den Winter hinein wichtige Futterquelle für Vögel sind.«
Nachhaltig und lebenswert
Mit Blick auf die Folgen des #Klimawandels sind aber auch noch weitere Aspekte zu bedenken, zu nennen ist hier vor allem der Wasserbedarf des Gartens. Einerseits zeigen sich immer längere sommerliche Hitzeperioden und Trockenzeiten, andererseits aber auch Phasen mit Starkregen, der die Kanalisation überfordert und zu Schäden an Gebäuden und Anlagen führt. Küsters: «Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, den Anteil an versiegelter Fläche im Garten so klein wie möglich zu halten, damit möglichst viel Regenwasser im Garten versickern kann. « Bäume und Sträucher sollten gezielt so platzieren sein, dass sie Schatten werfen und ein zu starkes Aufheizen von Oberflächen verhindern - auch das ist eine wirksame Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel. Viele Gartenbesitzer wollen auch selbst aktiv werden und essbare Pflanzen für die eigene Küche anbauen. Je nach Möglichkeit wird eine Kräuterecke geplant, ein Hochbeet für die Anzucht von Pflücksalat oder Gemüse - eigenes Beerenobst oder Obstbäume finden auch im Reihenhausgarten Platz, weiß Küsters aus Erfahrung: »Wir erleben ein deutlich gestiegenes Bewusstsein für Natur und Umwelt und das beeinflusst längst auch die Gartengestaltung und Gartennutzung. Naturstein statt Beton, heimische Hölzer statt Tropenholz, lebendige Vorgärten statt Schotterwüsten – die Menschen suchen einfache Möglichkeiten, einen nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln, zur Ressourcenschonung beizutragen und sich gleichzeitig einen privaten Freiraum zu schaffen, in dem sie sich erholen und die Früchte ihrer Arbeit genießen können.«
Quelle: GPP