Einige Peta Aktive demonstrierten heute vor der Hessenhalle für ein Ende der Qualzucht in der Milchindustrie. Foto: Peta Deutschland, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen
Aktuelles Bildmaterial: Germany’s Next Top Qualzucht, Peta crasht German Dairy Show und fordert sofortiges Zuchtverbot fuer Holstein Friesian Rinder
Aktuelles Bildmaterial: Germany’s Next Top Qualzucht, Peta crasht German Dairy Show und fordert sofortiges Zuchtverbot für Holstein Friesian Rinder
Alsfeld, Stuttgart, 9. Juni 2023
Qualzucht Rasse Holstein Friesian verbieten: Heute und morgen findet im hessischen Alsfeld in der Hessenhalle der Rinderzuchtwettbewerb German Dairy Show des Bundesverbands #Rind und #Schwein statt. Auf dem laut Website »großen Schaulaufen Deutschlands schönster #Kühe« gilt es, aus den »6 großen #Milchrassen und Doppelnutzungsrassen Holstein, #Red #Holstein, #Fleckvieh, Brown Swiss, Angler und Jersey« die »einzelnen #Rasse Champions und den Deutschen Supreme Champion« zu ermitteln. Außerdem sollen am Samstag Kuhkinder verlost werden, was laut Tierschutzgesetz eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Peta hat die Veranstaltung heute mit Zwischenrufen per Megafon, Bannern und Plakaten gestört. Die Tierrechtsorganisation fordert das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, die Zucht der »Milchkuh« Rasse Holstein Friesian umgehend zu verbieten. Peta sieht in der Rasse einen Verstoß gegen den Qualzucht Paragraphen 11 b, Nummer 2, des #Tierschutzgesetzes.
»Rinder der ›Rasse‹ Holstein Friesian zu züchten, sollte sofort verboten werden«, so Agrarwissenschaftlerin Scarlett Treml, Petas Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie. »Die einseitige Zucht auf maximal hohe #Milchleistung und die daraus hervorgehenden Erkrankungen verursacht den Tieren langanhaltende, erhebliche #Schmerzen und #Leiden – ihre Zucht verstößt also gegen das Tierschutzgesetz. Damit muss endlich Schluss sein. Wir sind heute hier, um über dieses absichtlich herbeigezüchtete, unsägliche Tierleid aufzuklären. Wir fordern die Regierung auf, aus ihrer Untätigkeit herauszufinden. Deutschland gehört endlich abgestillt – nicht zuletzt, wenn wir die #Klima und #Biodiversitätskatastrophe, deren maßgeblicher Treiber die Milchindustrie ist, noch abwenden wollen.«
Hohe Inzidenz für Erkrankungen: Schmerzen sind unter Holstein Friesian Kühen Standard
Innerhalb einer milchgebenden Phase, der Laktation, erleiden die Kühe durchschnittlich 1,8 leistungsbedingte Erkrankungen. Nur ein Viertel der Kühe in der Milchindustrie durchläuft eine Laktationsperiode, ohne gesundheitliche Probleme davonzutragen. Die häufigsten Erkrankungen sind Fruchtbarkeitsstörungen (bis zu 58,1 Prozent), Mastitis (bis zu 47,8 Prozent), Klauenerkrankungen (bis zu 31 Prozent) und Stoffwechselerkrankungen (bis zu 23,1 Prozent). [1] Die überwiegend einseitige Zucht auf hohe Milchleistung, speziell bei der Holstein-Friesian-Kuh, hat die Grenzen hinsichtlich des Tierschutzes längst überschritten. Zu den äußerlich erkennbaren Schäden zählen beispielsweise ein schlechter #Body #Condition #Score (BCS), Klauenerkrankungen sowie innere Schäden wie Ketose, Acidose, Labmagenverschiebung oder Gebärparese. Überdies korreliert das Zuchtmerkmal hohe Milchleistung mit Stoffwechselerkrankungen wie Mastitis und steht damit im direkten Zusammenhang mit einem #Euter #Organdefekt bei Jungtieren.
Je höher die Milchleistung, desto ausgeprägter das #Tierleid
Laut Tierschutzgesetz sind Qualzuchten verboten. Die sogenannte Milchkuhrasse Holstein-Friesian ist jedoch nachweislich eine Qualzucht, denn ihre unnatürlich hohe Milchleistung verursacht den Tieren langanhaltende und erhebliche Schmerzen und Leiden. Waren es in den 1950er-Jahren noch knapp 3.000 Kilo Milch, so produziert eine Kuh der Rasse Holstein-Friesian heute durchschnittlich 10.000 Kilo. Dieser Leistungsanstieg geht einher mit einem deutlich höheren Anspruch an die Tiere und deren Physiologie. Kurz nach der Geburt, wenn die Milchleistung am höchsten ist, gerät die Kuh in ein lebensbedrohliches Energiedefizit. Dieses kann bis zu 100 Tage andauern und führt zu starker Abmagerung, da die nötige Energie über die Nahrungsaufnahme nicht abgedeckt werden kann. Der Zyklus wiederholt sich mit jedem weiteren Kalb, also durchschnittlich 2,7 Mal. Die ausgedienten Kühe werden mit etwa 5 Jahren im #Schlachthaus oder oftmals direkt im Betrieb getötet. Unter natürlichen Bedingungen können die Tiere ein Alter von etwa 20 Jahren erreichen.
Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover bestätigt: #Milch kann töten
Der Abschlussbericht aus einer im Juni 2020 veröffentlichten Studie zum Thema Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen »Milchkuh«-Betrieben bestätigt das Leid der Kühe in der Milchproduktion: Rund 35 Prozent Tierverluste, eine fünfprozentige Totgeburtenrate und Aufzuchtverluste bei weiblichen Kälbern bis zum 84. Lebenstag. Das #Risiko des Auftretens leistungsbedingter Erkrankungen in der Frühlaktation – eine sensible Phase, in der die Fütterung eine ausschlaggebende Rolle spielt – betrug für eine Pansenazidose 38 bis 45 Prozent. Das Risiko für eine Ketose lag bei 25 bis 30 Prozent. Besonders schlecht steht es um die Kälber: In vielen Betrieben mussten die Kälber aufgrund von Nabelentzündungen oder Durchfall überdurchschnittlich oft behandelt werden, die Krankheitshäufigkeiten befanden sich oberhalb der empfohlenen Richtwerte [2].
Petas Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
1.= Rechtsgutachten, erstellt im Auftrag der Tierärztekammer Berlin (2022): Tierschutzrechtliche Vorgaben im Zusammenhang mit der Milchviehzucht. Online abrufbar, https://djgt.de/wp-content/uploads/2022/06/22_04_07_Cirsovius_Gutachten-Milchviehzucht.pdf, 6. Juni 2023
2.) Ti Ho Hannover (2020): Abschlussbericht – Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben – eine Prävalenzstudie (PRAERI). Online abrufbar unter https://ibei.tiho-hannover.de/praeri/uploads/report/Abschlussbericht_komplett_2020_06_30_korr_2020_10_22.pdf, 6. Juni 2023